Das Institut «Kulturen der Alpen» organisiert am Samstag, 29. Mai 2021, eine öffentliche Exkursion auf den Urnerboden. Dabei erfahren die Teilnehmenden mehr über eine Blume, die ausschliesslich auf der grössten Kuhalp der Schweiz wächst, und dass es vor 150 Jahren noch strengstens verboten war, sich im Winter auf dem Urnerboden aufzuhalten.
Es gibt tatsächlich eine Blume, die ausschliesslich auf dem Urnerboden wächst. Nirgendwo sonst wurde sie bisher nachgewiesen. Die Blume mit dem Namen «Cardamine insueta» ist in Fachkreisen seit rund fünfzig Jahren bekannt. Botaniker nehmen an, dass sie entstanden ist, als der Mensch begonnen hatte, den Urnerboden als Alp zu nutzen. Ein Forschungsteam der Universität Zürich befasste sich unlängst mit dieser speziellen Pflanze und konnte nachweisen, dass es sich um eine Kreuzung einer Pflanze aus feuchter und einer aus einer trockenen Umgebung handelt.
Dorf zählte einst 250 Einwohner
Das Institut «Kulturen der Alpen» nimmt die «Cardamine insueta» nun am Samstag, 29. Mai 2021, zum Anlass für eine öffentliche, ganztägige Exkursion auf den Urnerboden. Die Blume ist nämlich ein anschauliches Beispiel, wie Mensch und Natur sich wechselseitig beeinflussen. Der Altdorfer Biologe Dr. Walter Brücker und der Flüeler Historiker Elias Bricker führen die Exkursionsteilnehmenden durch die Landschaft und machen auf die Besonderheiten der grössten Kuhalp der Schweiz aufmerksam: auf die Entwicklung von Nutzung und Siedlung, auf Geologie und Klima, Flora und Fauna – und speziell auf die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur.
Der Urnerboden wird spätestens seit dem 11. Jahrhundert alpwirtschaftlich genutzt, was im 12. Jahrhundert zu Streitigkeiten zwischen Uri und Glarus führte. Davon erzählt auch die bekannte Sage vom Grenzlauf. Nach 1840 liessen sich zudem immer mehr Leute ganzjährig auf der Alp nieder – was nicht ohne Zwischentöne vonstattenging. Während mehreren Jahrhunderten war es nämlich verboten, sich im Winter auf der Alp aufzuhalten. Erst ein Bundesratsbeschluss von 1877 machte den Winteraufenthalt auf dem Urnerboden möglich. In Folge entstand innert weniger Jahrzehnten eine dörfliche Infrastruktur. In den 1930er-Jahren lebten schliesslich rund 250 Personen auf dem «Boden», heute sind es gerade noch zwanzig.
Eine Anmeldung ist zwingend
Die Exkursion am Samstag, 29. Mai 2021, ist öffentlich. Die Teilnehmenden treffen sich um 8 Uhr auf dem Parkplatz der Kantonalen Mittelschule Uri in Altdorf. Mit einem Kleinbus geht es dann auf den Urnerboden, wo Walter Brücker und Elias Bricker über die Besonderheiten der Alp erklären werden. Am Mittag gibt es ein Essen im Restaurant (auf Anmeldung) oder Picknick aus dem Rucksack. Zirka um 16 Uhr geht es wieder zurück nach Altdorf. Eine Anmeldung bis am Freitag, 21. Mai 2021, ist obligatorisch (Mail). Die Zahl der Teilnehmenden ist auf zwanzig Personen beschränkt. Es wird zudem ein Beitrag zur Deckung der Unkosten von 50 Franken erhoben.