Institut zeigte zwei Filme über Urner Bergler im Kino

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Fredi M. Murer und Kurt Gloor setzten vor rund fünfzig Jahren das Leben in den Urner Bergen filmisch in Szene. Nun brachte das Institut die beiden Filme wieder ins Kino.

Der in Altdorf aufgewachsene Filmemacher Fredi M. Murer realisierte in den Jahren 1973 und 1974 den Dokumentarfilm «Wir Bergler in den Bergen sind eigentlich nicht schuld, dass wir da sind». Dieser thematisierte das Leben der damaligen Urner Bergbevölkerung in der Göscheneralp, im Schächental und im Maderanertal. Der Regisseur porträtierte einzelne Menschen und Familien, indem er sie in ihrem Alltag begleitete und ihnen das Wort gab, um über Arbeit und Fortschritt zu reden.

Der Dokumentarfilm ist längst ein Klassiker. Beinahe fünfzig Jahre sind seit seiner Entstehung vergangen. Er gewährt dem heutigen Publikum einen einmaligen Einblick in eine längst vergangene Zeit – in den Alltag und in die Denkweisen der Urner Berglerinnen und Bergler zu Beginn der 1970er-Jahren. Nicht zuletzt deshalb befassten sich in den vergangenen Monaten im Rahmen einer Lehrveranstaltung auch Studierende der Universität Luzern und das Institut «Kulturen der Alpen» mit der Dokumentation.

In Zusammenarbeit mit dem Cinema Leuzinger in Altdorf brachte das Institut «Kulturen der Alpen» den Film am 2. November 2022 wieder ins Kino. Filmemacher Fredi M. Murer wohnte der Vorführung im Rahmen des «Studiofilms» bei. Im Anschluss beantwortete er Fragen des Publikums und erzählte von den Filmarbeiten in den Urner Bergen. Das Gespräch wurde von Sebastian de Pretto vom Institut «Kulturen der Alpen» geleitet.

Film «Die Landschaftsgärtner» sorgte für Empörung

Wenige Jahre vor Fredi M. Murer setzte auch der Zürcher Filmemacher Kurt Gloor das Leben in den Urner Bergen in Szene. Mit dem 1969 veröffentlichten Kurzfilm «Die Landschaftsgärtner» warf er einen kritischen Blick auf das vermeintlich idyllische Älplerleben. Dabei stellte Kurt Gloor die Urner Bergwelt als Entwicklungsgebiet dar. Deshalb sorgte Gloors durchaus polemische gemeinter Film für grosse Empörung beim Publikum.

Der soziologische Thesenfilm, der lediglich 34 Minuten lang ist, beeinflusste später die die Arbeit von Fredi M. Murer an seinem «Bergler»-Film. Murer störte sich daran, dass Kurt Gloor einen Film über die Bergbevölkerung gemacht hatte, ohne dabei je ein Protagonist zu Wort kommen lassen. Das Sprechen im Film «Die Landschaftsgärtner» hatte eine distanzierte Kommentar-Stimme aus dem Off übernommen.

Das Institut «Kulturen der Alpen» holte den Kurzfilm nun aus der Versenkung: In Zusammenarbeit mit dem Cinema Leuzinger flimmert dieser Streifen nun am Mittwoch, 16. November 2022,  in Altdorf wieder über die Kino-Leinwand. Der Film regte auch mehr als fünfzig Jahren nach seiner Entstehung zum Nachdenken und Diskutieren an. Im Anschluss an die Studiofilm-Vorführung fand ein Podiumsgespräch statt. Dabei diskutierten der Urner Korporationspräsident Kurt Schuler und die Andermatter alt Landrätin Frieda Steffen mit dem renommierten Alpenforscher Jon Mathieu, emeritierter Titularprofessor für Geschichte an der Universität Luzern. Romed Aschwanden, Geschäftsführer des Instituts «Kulturen der Alpen», leitete das Podium.

Kino prägte Wahrnehmung

Doch warum brachte nun das Institut «Kulturen der Alpen» zwei beinahe fünfzigjährige Filme wieder ins Kino? Zur Beschäftigung mit den Kulturen der Alpen gehört auch die Auseinandersetzung mit den Bildern, die sich die Menschen von den Berggebieten machen. Das Kino ist dabei ein Medium, das die Wahrnehmung der Welt stark prägt. Deshalb befasst sich das Institut «Kulturen der Alpen» auch mit Kinofilmen.