Die Alpen sind Sehnsuchtsort – und dies seit den Anfängen des Tourismus in der Schweiz. «Unberührte» Natur, malerische Landschaften und die imposante Bergwelt locken Jahr für Jahr unzählige Menschen in die Alpenregionen, um zu wandern, zu wellnessen oder Ski zu fahren. Der Tourismus ist in den Bergregionen zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden, der Arbeitsplätze schafft, das lokale Gewerbe stützt und die Abwanderung aus diesen Gebieten vermindert.
Der Tourismus ist für das Urner Institut «Kulturen der Alpen» eines der zentralen Themen für die Berggebiete. «Wir stellen uns die Frage, wie die Klimaerwärmung, die Covid-19-Pandemie oder andere Faktoren die Entwicklung des Tourismus in den Alpenregionen beeinflussen», sagt Dr. Romed Aschwanden, Geschäftsführer des Instituts.
Nun organisiert das Institut eine öffentliche Veranstaltung zur Thematik. Am Donnerstagabend, 10. Februar 2022, um 18 Uhr wird Autorin Selma Mahlknecht im Uristier-Saal in Altdorf ihr Buch «Berg and Breakfast» präsentieren. Anschliessend wird es dazu eine Podiumsdiskussion geben.
Intensiver Tourismus generiert Konsumkulissen
Die Schriftstellerin und Theaterfrau Selma Mahlknecht lebt im Engadin. Sie beschäftigte sich in mehreren Werken mit den Auswirkungen des Tourismus auf die Alpenregion zwischen Italien, Österreich und der Schweiz. In ihrem Buch «Berg and Breakfast» befasst sich Mahlknecht mit der Sehnsucht nach unberührter Natur, der Faszination für die Berge und dem anscheinenden Grundbedürfnis nach Urlaub. «Mit unserer Faszination für die Berge und unserer Sehnsucht uns in die unberührte Natur zu begeben, gefährden wir das Idyll, das wir suchen», sagt sie. Denn intensiver Tourismus generiere Konsumkulissen, denen sich die Landschaft, die Architektur, die Gastronomie unterordnen. Die Auswüchse davon seien überall gegenwärtig: Hotelkomplexe, Skilifte auf jedem Gipfel, Ballermann in den Bergen.
Selma Mahlknecht nähert sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Sie untersucht den Mythos Berg, fragt, warum Menschen auf Reisen gehen. Ebenso zeigt sie die Seite der Menschen auf, die in den Alpenregionen leben und arbeiten, also dort, wo andere Ferien machen. Schliesslich blickt sie auf die nächsten Entwicklungen der Tourismusindustrie. So habe die Covid-19-Pandemie gezeigt, was es für diese Regionen bedeutet, wenn plötzlich die Gäste aus aller Welt fehlen. Doch für Selma Mahlknecht bietet diese Zäsur auch Chancen: «Wir können uns überlegen, welche Art von Tourismus man in Zukunft in den Alpen haben möchte.»
Das Thema wird kontrovers diskutiert
Nach der einstimmenden Lesung wird Selma Mahlknecht mit den beiden Historikern Dr. Valentin Groebner und Dr. Kurt Gritsch auf dem Podium die Thematik beleuchten. Das Gespräch leitet Dr. Romed Aschwanden. Valentin Groebner ist Professor für Geschichte an der Universität Luzern. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört unter anderem Tourismusgeschichte. Kurt Gritsch ist Lehrbeauftragter an der Universität Luzern. Aktuell erforscht er die touristisch bedingte Arbeitsmigration im Alpenraum vom 19. Jahrhundert bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. «Ich freue mich sehr darauf, mit den beiden Wissenschaftlern und auch dem Publikum das Thema kontrovers zu diskutieren», sagt Selma Mahlknecht. «Es ist immer wieder spannend zu erfahren und zu vergleichen, wie Tourismus in den verschiedenen Regionen funktioniert. Es löst Emotionen bei den Menschen aus. Daher versuche ich in meinem Buch die verschiedensten Standpunkte zu versöhnen.»
Hinweis
Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 10. Februar 2022, um 18 Uhr im Uristier-Saal an der Dätwylerstrasse 27 in Altdorf statt und dauert bis voraussichtlich 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Dabei gelten die aktuellen Corona-Schutz-Vorgaben (Stand 2. Februar 2022: Maskenpflicht und 2G-Regelung). Die Teilnehmenden werden gebeten, sich bis Sonntag, 6. Februar per Mail anzumelden (Mail: veranstaltungen@kulturen-der-alpen.ch). Mehr Infos gibt es unter www.kulturen-der-alpen.ch.