Institutstage Oktober 2023 - Besuch Arioso Infozentrum
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Grosse Vielfalt und Kontroversen an den Urner Institutstagen

Grosse Vielfalt und Kontroversen an den Urner Institutstagen

Das Programm eröffnete der Institutsdirektor Prof. Dr. Boris Previšić mit einem Einblick in sein jüngstes Buch „Zeitkollaps“, in dem er die drei Dimension des Anthropozäns aufzeigte. Von den planetaren Grenzen über die Diskussion zur Frage, welchen Einfluss der Mensch auf die Ökosysteme hat, bis hin zu den Skaleneffekten, also zur Frage, wann die verschiedenen planetaren Kipppunkte erreicht sind. Beim folgenden Kolloquium entführte Ariane Zangger die Teilnehmenden in die rumänischen Karpaten, wo sie über ein Jahr Feldforschung zur Beziehung zwischen Menschen und Wölfen und Bären betrieb und Hirten bei ihrer anspruchsvollen Arbeit begleitete. Die Wissenschaftlerin zeigte auf, wie Herdenschutzhunde diese sehr spezielle Beziehung prägen.

Ein eigentliches Highlight der Institutstage war die Besichtigung der Autobahnüberdeckung bei Airolo am südlichen Ende des zweiten Gotthardautobahntunnels. Unter der Führung von Francesca Pedrina, Architektin und Referentin der Gemeinde, konnten die Teilnehmer vor Ort das Ausmass der 20 Hektar grossen Überdeckung der Fahrbahnen erahnen und lernten im Informationszentrum die Gründe dieser nachhaltigen Gemeindeentwicklung kennen. Die Ortschaft hat sich bewusst gegen eine konsumorientierte Lösung entschieden. Statt eines Shoppingcenters wird es Flächen für Landwirtschaft und ein Erholungsgelände geben. Die Besucher waren sich einig, dass dieses grossartige Projekt auch Vorbild für andere Bauten in den Alpen sein könnte.

Zurück in Altdorf begrüsste im Zeughaus ein zahlreiches Publikum Prof. em. Dr. Werner Bätzing zu seinem Vortrag „Die Alpen – ein gefährdeter Lebens- und Wirtschaftsraum im Zentrum Europas“. Er gehört zu den bedeutendsten Alpenforschern im deutschsprachigen Raum und erläuterte den Zuhörern sein Gesamtbild der Alpen aus wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und ökologischer Perspektive. Die daran anschliessende, durchwegs kontroverse Diskussion zu seinen – vielleicht ein bisschen gar zu einfach gestrickten – Thesen zeigte die Wichtigkeit, moderne Erkenntnisse als Entscheidungsgrundlage zur Entwicklung des Alpenraums zu nehmen und vor allem auch, dass alle Akteurinnen und Akteure im Austausch bleiben müssen, was das Urner Institut Tag für Tag tut.

Am zweiten Tag gab Prof. Stefan Forster vom Institut Umwelt und Natürliche Ressourcen der ZHAW die Institutstage in Altdorf mit seinem Vortrag „Entwicklung in Bergregionen der Schweiz-zwischen Wachstum und Untergang“ seinen Input. Mit einer kritischen Analyse und Beispielen aus der Praxis erläuterte er die Notwendigkeit, in der Regionalpolitik alle bisher externalisierten Kosten einzupreisen, insbesondere die Dienstleistungen der Natur für sauberes Wasser und saubere Luft und allgemein für ein gesundes Leben. Den Abschluss bildete das Kolloquium von Silvano Frei zum Thema „Narrative des Scheiterns in der alpinen Literatur“. Der Direktor des Urner Instituts Prof. Dr. Boris Previšić resümierte positiv die thematische Bandbreite dieser Urner Institutstage, passend zum Leitmotiv des Instituts Kulturen der Alpen, welches ganz wichtige Beiträge zu den Herausforderungen im Alpenraum bietet.

Veröffentlicht am 26. Oktober 2023

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