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Nachhaltige Diskussionen zu Ökologie und sensorischen Landschaften an den Urner Institutstagen

Nachhaltige Diskussionen zu Ökologie und sensorischen Landschaften an den Urner Institutstagen

Das Urner Institut Kulturen der Alpen veranstaltete vom 6. bis 8. November in Altdorf und Luzern die letzten Institutstage des Jahres. Das dreitägige Programm umfasste Workshops, Kolloquien, eine Exkursion und einen Vortrag mit interdisziplinärem Schwerpunkt. Die Tage begannen mit einer Eröffnungsrede von Boris Previšić und Jens Badura. Der anschliessende Workshop setzte sich mit dem Buch «Sinneslandschaften der Alpen: Fühlen, Schmecken, Riechen, Hören, Sehen», welches von Jon Mathieu und Nelly Valsangiacomo herausgegeben wurde, auseinander. Der Workshop wurde von Mathieu und Bernhard Tschofen, einem Autor des genannten Werks, geleitet. Ausgehend vom Buch, das sich mit den multisensorischen Dimensionen der Alpen befasst, konzentrierte sich der Workshop auf die sensorischen Erfahrungen der alpinen Umwelt. Auf die Präsentationen von Mathieu und Tschofen folgten kurze Inputs über die Bedeutung und Wahrnehmung von «sensorischen Landschaften» als Reaktion auf die im Buch behandelten Themen sowie eine Diskussion.

Der zweite Tag begann mit dem Kolloquium «Ecology and Contesting Cultures of Nature: A History of Apartheid-Era Forced Resettlement between the Letaba and Levubu Rivers» von Ndjaka Mtsetwene. Wie der Titel schon andeutet, fokussiert Mtsetwenes Dissertation die Zwangsumsiedlung während der Apartheid-Ära in Südafrika, die damit verbundenen Veränderungen der lokalen Ökologie und die kulturellen Beziehungen zum Land. Dabei stützt sie sich auf konkrete Methoden der Kulturgeografie, um die Veränderungen in der Ökologie sowie dessen Auswirkungen auf das Ortsgefühl der Bewohner:innen und deren Beziehung zur Landschaft zu veranschaulichen. Das zweite Kolloquium an diesem Tag wurde von Elisabeth Nold Schwartz geleitet und trug den Titel «Kartographien des Zusammenspiels: Natur und Kultur in der Darstellung zirkulierender Praktiken und Verstrickungen am Beispiel der Grünerle». In ihrer Dissertation untersucht sie die Beziehung zwischen Natur und Kultur am Beispiel der Grünerle (Alnus viridis), einem Strauch oder kleinen Baum, der in alpinen Ökosystemen gedeiht. Dabei kombiniert sie zwei Ansätze: sensorisch basierte Essays, die konventionelle wissenschaftliche Darstellungen der Natur in Frage stellen, und eine Kartierungsmethode, um zu zeigen, dass Landschaften nicht nur statische oder passive Ressourcen darstellen, sondern aktive, fliessende und miteinander verbundene Systeme sind. Somit fordert sie konventionelle Unterscheidungen zwischen Natur und Kultur heraus und betrachtet die Sinneswahrnehmung als Methode zum Verständnis komplexer Umweltbeziehungen.

In der Zeit zwischen den Kolloquien besuchten wir Dany Swiss Chocolatier, eine Schokoladenfabrik im Herzen von Altdorf. Der Geschäftsführer Daniel Gisler führte uns ein in die Welt der Schokoladenherstellung und erklärte dabei den gesamten Prozess; von den Plantagen und Kakaosamen bis hin zum fertigen Endprodukt.

Am späten Nachmittag wurde das Programm mit einem Workshop zu den Möglichkeiten der Dokumentation und Visualisierung eines Argumentariums fortgesetzt. Annina Boogen und Veronika Studer-Kovacs zeigten am Beispiel von Pontresina die Perspektiven und Möglichkeiten der zusätzlichen Nutzung der alpinen Photovoltaik für die alpine Landwirtschaft und den Tourismus auf. Dabei sorgten insbesondere die Bedeutung der Fotografie und die Unsichtbarkeit der alpinen Infrastruktur als auch die Einbeziehung der alpinen Landwirtschaft als immaterielles Kulturerbe für Gesprächsstoff. Am Abend reisten wir nach Luzern, um am Festvortrag von Marcel Hänggi, der am diesjährigen Dies Academicus von der Universität Luzern zum Ehrendoktor gekürt wurde, teilzunehmen.

Am letzten Tag hatten wir dann die Gelegenheit, mit Hänggi ins Gespräch zu kommen. Der Journalist und Mitinitiant der Gletscher-Initiative stellte einige Passagen seines Buches «Weil es recht ist: Vorschläge für eine ökologische Bundesverfassung» vor und ging dabei der Frage nach, wie indigene andine Perspektiven auf «Pachamama» (oft übersetzt mit «Mutter Erde») westliche Rechtsrahmen herausfordern.

Veröffentlicht am 18. November 2024

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